Franken: historische Waldmomente im Dendrologischen Garten Bad Berneck

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Franken Kneipp Kurort Bad Berneck im Fichtelgebirge. Wandern, Gesundheit und Genussort

Dendrologischer Weltwald in Bad Berneck, ein Ort an dem die Karriere Humboldts fast beendet war, bevor sie begann.

Bad Berneck – Waldbaden im Botanischen Garten, nur anders

Denn ein richtiger Botanischer Garten ist ein Dendrologischer Park nicht. Vielmehr handelt es sich um ein Arboretum, einer Sammlung verschiedenartiger und teils exotischer Bäume und Sträucher.

Auf einem ehemaligen Bergbaugeläde, direkt am Ortsrand von Bad Berneck im gesunden Fichtelgebirge, liegt eingebettet in den „Rotherpark“ der Dendrologische Garten.
Ein ganz besonderes Zeitzeugnis der Gartenkunst erwartet hier jeden Naturliebhaber. Dendrochronologie, also die Wissenschaft vom Baumalter, wird in Bad Berneck mit seinen seltenen und zum Teil über einhundert Jahre alte Baum- und Straucharten sichtbar.

Zu verdanken hat diesen besonderen Platz die Stadt einem seiner ersten Kurgäste. Der Stofffabrikant und Gönner der Stadt Wilhelm Rother kaufte 1861 eine Schutthalde, das bis 1841 aktive Alaunschiefer Bergwerk mit dem Ziel einen der Öffentlichkeit zugänglichen Landschaftspark mit Bäumen und Gehölzen aus aller Welt anzulegen. Von zahlreichen Weltreisen brachte Rother damals exotische Baum- und Strauchsamen mit und pflanzte diese zu einem botanischen Kleinod.

Alexander von Humboldt in Bad Berneck

Lange Zeit in Vergessenheit geraten durchziehen heute diese seltene Form eines botanischen Gartens, viele Spazierwege laden die Gäste zum Flanieren ein. Auf dem mit interessanten Informationstafeln ausgestatteten Dendrologischen Lehrpfad wird auch schnell deutlich, welch historisch relevante Bedeutung die ehemalige Grube „Beständiges Glück“ im 18. Jahrhundert hatte.

So hätte die Weltkarriere Alexander von Humboldts um ein Haar bereits 1796 in Bad Berneck ein jähes Ende, bevor sie überhaupt begonnen hatte. Als Oberbergmeister hatte Humboldt eine Grubenlampe konzipiert, die auch ohne Luftzufuhr nicht erlosch. Unter bewusst sehr schlechten Witterungsbedingungen und giftigen Gasen im Schacht endete Humboldts untertage Lampentest in seiner baldigen Ohnmacht. Dank des beherzten Eingreifens des Bergbaumeisters konnte der spätere Wissenschaftler gerettet werden. Die Grubenlampe brannte, was Humboldt mit den Worten quitierte: „das war wohl der Ohnmacht wert“.
Heute befindet sich der rekonstruierte Stolleneingang sowie ein eingezäunter Lichtschacht inmitten der exotischen Baumarten. Ob Riesen-Lebensbaum, Schwarzkiefer, Amerikanische Roteiche, Gurken-Magnolie, Koreanischer Schneeball oder die Geschlitzblättrige Hainbuche, der Weltwald in Bad Berneck ist ein wunderschönes Gegenstück zum Kneipp-Kurpark der Stadt und eine besondere Abwechslung für Baumfreunde.

Insider-Tipp: Inmitten eines mit rund 1300 Wildarten des bunten Rhododenrons steht der Rother-Obelisk. Ein Ort der besonders im Mai zur Blütezeit ein magischer Ort ist.

Im Dendrologischen Garten steht Deutschlands dickste Moltke-Linde mit einem Stammumfang von 3,22 m und einer beträchtlichenHöhe. Sie ist ein Hybrid aus der Amerikanischen – und der hängenden Silber-Linde.

Franken Kneipp Kurort Bad Berneck im Fichtelgebirge. Wandern, Gesundheit und Genussort

Genusswandern um Bad Berneck

Gut zu wissen: Mit dem Thiesenring führt einer der beliebtesten und sehr empfehlenswerten Wanderwege des Fichtelgebirges durch den Dendrologischen Garten.

Genussvoll geht es vorbei am großzügigen und weitläufig gestalteten Kneipppark hinein ins Ölschnitztal auf den Thiesenring. Ein abwechslungsreicher und informativer Rundwanderweg zu den schönsten Plätzen rund um Bad Berneck. Thementafeln beschreiben an markanten Stellen reizvolle landschaftliche und auch historische Orte. Digital und analog – denn dank QR-Code lassen sich spannende Einzelheiten erfahren – geht es, wie in einem weiten Kreis auf 11 km einmal um die Perle des Fichtelgebirges. So die oft verwendete Bezeichnung für das staatlich anerkannte Kneipp-Heilbad.

Sieben umgebende Berge schützen das kleine Fachwerkstädtchen gegen die kalten Nord- und Ostwinde sorgen so für eine günstige Tallage des Luftkurortes. So laden bereits um die Jahrhundertwende errichtete Kolonnaden zum kneippen, genießen und flanieren ein. Man könnte fast sagen „lustwandeln“. Bad Berneck ist seit Mitte des 19. Jahrhunderts Kurort und seit 1950 Kneippheilbad.

Weiter auf dem Thiesenweg, durch Schatten spendende Laubmischwälder wandernd trifft man auf insgesamt fünf Burgen aus fünf verschiedenen Zeitaltern. Manche sind nur von der Ferne sichtbar, doch über den Burgenwanderweg werden die historischen Stätten verbunden.

Eine kulinarische Pause findet für jeden Gaumen das passende in der historischen Altstadt. Als eine der 100 Genussorte Bayerns ausgezeichnet, findet man in Bad Berneck ein reiches Angebot regionaler Spezialitäten.

Mein ganz persönliches Highlight ist der Blick hinab vom Bergfried des Alten Schlosses, welches seit 1250 hoch über der Stadt thront.

Franken Kneipp Kurort Bad Berneck im Fichtelgebirge. Wandern, Gesundheit und Genussort

Stadtblick Bad Berneck. Danke an Florian Fraaß für das Bild

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19 Kommentare
  1. Tanja L. sagte:

    Was ein cooler Garten! Ich liebe alte Bäume. Schön dass sie hier einen Platz gefunden haben. Wobei aus Baumsicht 150 Jahre ja gar nichts sind. Ich hoffe sehr, dass der Park noch viele Jahrhunderte erhalten bleibt und die Menschen aich an den Bäumen erfreuen können! Die Geschichte mit der Grubenlampe kannte ich übrigens auch nicht. Zum Glück hat er es überlebt!

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    • Katja Wegener sagte:

      Stimmt, aus Baumsicht sind 150 Jahre nur ein Klacks, doch wenn ein solcher Baum erzählen könnte, was er schon so alles erleben durfte…
      Es wäre sicher sehr spannend ihm zu lauschen.

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  2. Katharina sagte:

    Was für eine kuriose Geschichte über Humboldt – ohne ihn und seine Forschungsreisen wären wir der Natur sicher noch viele viele Jahre nicht so “nah” gekommen. Klingt wirklich toll, so ein Weltwald!

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  3. Mo sagte:

    Liebe Katja,

    ich habe noch nie von einem Dendrologischen Park gehört. Total interessant. Ich finde Bäume, besonders die Alten, sehr interessant. Wie gern würde ich wissen wollen, was sie uns so zu erzählen haben.

    Interessant fand ich auch die Info zu Alexander von Humboldts beinah Ende. Das habe ich noch gar nicht gewusst.
    Deine Beiträge liebe ich immer so sehr. Stets entdecke ich was neues, was ich auch gerne selber sehen möchte.

    Liebe Grüße
    Mo

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    • Katja Wegener sagte:

      Liebe Mo,

      bevor ich den Dendrologischn Park in Bad Berneck erkunden durfte, war mir weder der Begriff noch die spannende Geschichte um von Humboldt bekannt.
      Es freut mich sehr zu lesen, dass es Dir auch so ging 🙂
      Ich bin ja immer wieder auf der Suche nach (ent)spannt, neuen Geschichten.

      Liebe Grüße, Katja

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  4. Andrea sagte:

    Hallo, liebe Katja,

    ich bin immer wieder begeistert, welche schönen, versteckten Orte unser Land doch zu bieten hat.

    Da fahren oder fliegen wir immer mehrere Stunden in den Urlaub. Und verpassen so kleine Highlights wie deinen Dendrologischen Park.

    Vielleicht führt uns einer unserer nächsten Urlaube ja mal nach Bad Berneck.

    Und dann schaue ich mir diese wunderschönen Bäume selber einmal an.

    Viele liebe Grüße
    Andrea

    Antworten
    • Katja Wegener sagte:

      Liebe Andrea,
      ich finde auch unsere Heimat ist so vielfältig und schön, da muss man nicht ständig um die halbe Welt fliegen um faszinierende Geschichten zu erleben.
      Für mich liegt der Zauber auch fast immer im Kleinen 🙂

      Liebe Grüße, Katja

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  5. Jana sagte:

    Wow, wusstest du schon, dass ich Bäume absolut liebe? Vor allem in so vielfältiger und teils auch exotischer Weise? Grün um mich herum, tut mir immer gut! Deshalb würde ich diesen Dendrologischen Garten auch sehr gern mal besuchen! Der Fotomotiv da weit oben über der Stadt ist auch ein richtiger Hingucker! Da muss man einfach ein Erinnerungsfoto knipsen!

    Liebe Grüße
    Jana

    Antworten
  6. Stephan sagte:

    Hi Katja,
    von einem dendrologischen garten habe ich gerade das erstemal gehört…
    Vor allem dachte ich dass es ein neuer ansatz ist von den Monokulturen weg zu gehen, doch dieser zeigt dass diese Erkenntnis bereits vor über 100 Jahren gemacht wurde.
    Von diesem Vorfall von Humboldt hatte ich bereits in dem Podcast „Geschichten aus der Geschichte“ gehört, doch wusste ich nicht dass dieser im schönen Franken passiert war.
    LG
    Stephan

    Antworten
    • Katja Wegener sagte:

      Hallo Stefan,

      lustig, dass Du die von Humboldt Geschichte kennst.
      Meines Wissens gibt es auch einen Film im BR darüber in dem alles nachgespielt wurde.
      Liebe Grüße, Katja

      Antworten
  7. Elisabeth sagte:

    Die Geschichte mit der Grubenlampe ist ja spannend.
    Ich hatte kürzlich im neuen „1000 Places To See Before You Die – Deutschland“ auch über den Dendrologischen Garten in Bad Berneck im schönen Fichtelgebirge gelesen.
    Danke für die weiterführenden Infos und schönen Bilder.

    Viele Grüße Elisabeth

    Antworten
    • Katja Wegener sagte:

      Liebe Elisabeth,

      das ist ja lustig. Das Buch ist erst vor ein paar Wochen erschienen und tatsächlich habe ich einige Kapitel geschrieben.
      Wie auch den Beitrag über den Dendrologischen Garten in Bad Berneck.
      In Kürze kommt auch ein kompletter Franken Regio Guide der Reihe 1000 Places To See Before You Die im Vista Point Verlag heraus. Dort habe ich noch viele weitere Tipps über die Region geben dürfen und auch hier im WellSpa-Portal folgt noch so einiges 🙂 Du darfst gespannt bleiben.

      Liebe Grüße, Katja

      Antworten
  8. Victoria Arnberger sagte:

    Liebe Katja,

    von einem Dendrologischen Park habe ich bis dato noch nie etwas gehört… kaum zu glauben, was es nicht alles auf der Welt zu sehne und entdecken gibt. Dank deinem Bericht hier, steht dieser Ort jetzt auf meiner Bucket-Liste für Deutschland. 🙂
    Die Geschichte von Humboldt und der Lampe finde ich eine super interessante und kuriose Anektode.

    Freue mich schon auf mehr Beiträge von dir!

    LG
    Vici

    Antworten
  9. Tina sagte:

    Ich habe vom Dendrologischen Garten schon bei dir auf Facebook gelesen und musste nun unbedingt wissen, was das ist. Und ich bin begeistert. Denn ich liebe alte Bäume und besuche oft ein Arboteum, wenn ich in der Welt unterwegs bin. Auch wenn ich zu Besuch bei meinen Eltern bin, sind wir immer mindestens einen Tag im Wald unterwegs. Somit landet der Dendrologische Garten nun sofort auf meiner Wunschliste!

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    • Katja Wegener sagte:

      Aktuell schreibe ich noch so einige Geschichten rund um das Fichtelgebirge, denn es lohnt sich unbedingt dort mal auf EntdeckerTour zu gehen.

      Antworten

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