Eisige Faszination im finnischen Lappland
Wie kommt man denn auf die Idee, im Winter nach Finnland zu fliegen? Eine Frage, die ich mehr als einmal hören durfte. Zugegeben, ich bin ja eher ein Sonnenmensch, der die warmen Gefilde immer den Kalten vorziehen würde.
Konjunktiv „würde“ denn mich hat die Faszination Eis, Kälte und Schnee komplett gepackt.
Finnland am Polarkreis
Knapp 80 km nördlich des Polarkreises im finnischen Lappland, gibt es so einiges zu bestaunen –Wärme allerdings ganz sicher nicht – oder doch… denn immerhin warten in Finnland direkt am Polarkreis so einige aussergewöhnliche Sauna Erlebnissen
Landung im tief verschneiten Kittilä
Eine Stadt die gerade mal 7000 Einwohner zählt, doch immerhin einen internationalen Flughafen ihr Eigen nennt. Wolkig, leichter Schneefall, nur -11 Grad und die Faszination nimmt ihren Lauf.
Und zwar in Form einer schnurgeraden Straße. Gefühlt geht es hier stundenlang mit 80 km/h auf schnurgerader Straße durch tief verschneite Winterlandschaft. Gut nur, das die Reifen mit Spikes behaftet sind. Allein der Ausblick lässt mich verstehen warum es hier oben öfter mal vorkommt, dass man die Autos gut 30 Min warmlaufen lassen muss und ein gezielter Schlag mit dem Brecheisen die Bremsen wieder funktionsfähig machen müssen.
Weiß, blau, kalt – Finnland
Alles trägt hier eine dicke Schneemütze, genau so stelle ich mir das zuhause des Weihnachtsmannes vor. Sanft schimmert der Himmel in einer bläulichen Farbe, denn die Sonne ist bereits am Untergehen. Kein Wunder, denn immerhin haben wir schon 15:30 Uhr und sie ist ja bereits seit 9:30 Uhr unterwegs.
Bis ich mein Ziel, das älteste Hotel der Region erreicht habe, ist die Sonne komplett verschwunden. Jetzt wird erstmal richtig klar, wie wenig Streulicht es hier gibt. Tiefschwarz ist der Himmel, bis… ja, bis sich die ersten Polarlichter vorsichtig und scheu an den Himmel wagen. Scheu, anders kann ich dieses wunderschöne Naturphänomen nur nennen, denn sie sollen sich die gesamte Reise über nicht mehr zeigen.
Polarlichter, was es genau mit diesen interessanten Himmelserscheinungen auf sich hat, wie sie entstehen und wo sie sich am besten beobachten lassen, ist auf der Seite Polarlichter.info eindrucksvoll zusammen gefasst.
Ich selbst hatte nicht wirklich Glück, diese grünlichen Geister auf Bild zu bannen. Das überlasse ich lieber dem echten Fotoexperten Daniel. In seinem Blog Polarlichtexpress berichtet er nicht nur über seine Erlebnisse in Finnland, auch die Bilder sind einfach klasse.
Angekommen im Urlaubs-Gebiet Yllas im finnischen Lappland
Man soll es nicht glauben, aber diese Region verfügt über 300 Pistenkilometer die von 3 Raupen im 24 Stunden Service gewartet werden. Perfekte Bedingungen für jeden Langläufer.
Möchte man es eher herkömmlich, dann kommen hier die heimischen Waldski zum Einsatz. Die ca. 12 cm breiten und gut 1,80m langen Bretter mit wirklich einfacher Bindung für warme Stiefel, sind eine Mischung aus Schneeschuh und Langlaufski. Skigenuss der für Ausdauer sorgt.
Wer es rasanter möchte, nutzt einen der 28 Lifte, die knapp 300 km Abfahrtspiste miteinander verbinden.
Finnland größtes Ski-Gebiet in Fakten gefällig?
- Der finnische Skiberg Ylläs ist 718 m hoch – das ist allerdings nur Seehöhe, denn der reguläre Höhenunterschied misst gerade mal 500 Höhenmeter.
- Von grün bis schwarz, hier finden alle Gäste den perfekten Schwierigkeitsgrad.
- Für 36,- € amüsiert sich ein Erwachsener den gesamten Tag.
- Doch Achtung, auch wenn hier hin und wieder Schneekanonen zum Einsatz kommen. An der Schneemenge liegt es nicht. Vielmehr an den starken Winden, die dafür sorgen, dass die weiße Pracht nicht immer dort bleibt, wo sie hinfällt.
- Doch die eigentliche Attraktion hier ist die weltweit einzigartige Saunagondel.
- Was es damit auf sich hat und warum die Finnen gerne „Sauna skurril“ spielen, das ist eine andere Geschichte.
Rentierführerschein am Polarkreis in Finnland
Denn für mich heißt es erst einmal Söpö in Zaum halten. Etwas verdutzt habe ich bestimmt geschaut, als ich das hölzern anmutende Geschirr in die Hände gedrückt bekam und nett mit meinem Rentier vertraut gemacht wurde. Söpö – der Schöne, und das ist er wirklich. Sein stattliches Geweih hat etwas Einschüchterndes. Doch ganz friedlich und voll Geduld mit meiner Unbeholfenheit, wartet er bis der Holzschlitten mit ihm verbunden ist. Ich darf es mir auf einer dicken Schicht Stroh auf der ein warmes Rentierfell liegt im Schlitten bequem machen. Noch eine dicke, grüne Decken als Schutz gegen den eisigen Wind und los geht die wilde Fahrt.
Bloß nicht die beiden Leinen verlieren, so dröhnen mir die warnenden Worte von Heidi und Marti, denen die Rentierfarm Tatuka.net gehört, in den Ohren.
Im wilden Jogging-Schritt trabt er los. Schneeklumpen fliegen mir um die Ohren und Söpö genießt die Toru. Regelmäßig taucht der Rentierkopf nach rechts in den tiefen Schnee um sich ein wenig frische Flüssigkeit zu organisieren.
Ist das cool, ich glaube das Grinsen stand mir noch stundenspäter ins Gesicht geschrieben. Apropos Rentierführerschein, diesen habe ich jetzt, mit einer Gültigkeit für die kommenden fünf Jahre, erworben 🙂
Gemütlich, satt und glücklich
Das mein Weg zurück zum gemütlichen Yllas Jarventunturi Hotel mit dem Snowmobil durch dick verschneite Wälder und zugefrorene Seen ging, war noch ein zusätzliches Highlight an diesem Tag.
Rustikal, gemütlich und mit freiem WLAN in der Lobby, das verspricht ein entspannter Abend zu werden. Vorweg allerdings darf der leckere Hecht aus der Küche auf dem Abendessen Buffet nicht fehlen.
Anschließend heißt es dann für mich -seit gefühlten Jahrzehnten- stricken. Eine süße Idee. In der Lobby steht ein großer Korb, gefüllt mit Wolle und einem kleinen Zettel. Denn hier darf jeder mitstricken um einen tollen, bunten Schal irgendwann für den guten Zweck zu verlosen. Da bin ich doch gerne mit dabei.
Wie immer mein ehrliches Fazit: Wenn ich ehrlich zu mir selbst bin, wäre ich nie auf die Idee gekommen in eisiger Kälte im finnischen Lappland ein paar Tage zu verbringen. Und jetzt weiß ich, ich hätte etwas wunderschönes verpasst. Finnland strahlt eine absolute Ruhe aus, hier ticken die Uhren noch anders – ich bin entschleunigt. Gerade durch die Einsamkeit und Kälte lassen sich Dinge erleben, die es sonst nicht gibt. Ob mit dem Snowmobil über den zugefrorenen See düsen, scheue Polarlichter betrachten, Rentiere an einen Schlitten spannen, in der Gondelsauna übers Skigebiet schweben, Eistauchen oder Bärenfleisch essen. Ich bin komplett begeistert und kann versprechen, dass ich noch einiges von dieser tollen Reise zu berichten habe.
Wer aber denkt, Lappland ist nur im Winter faszinierend, der sollte unbedingt mal die Geschichte lesen, warum man im Sommer nach Lappland reisen sollte. Mehr dazu hier.
Mein Dank gilt Fintouring dem Reiseveranstalter für Touren nach Finnland und Lappland. Denn sie haben ein breites Spektrum an spannenden Reisen nach Finnland im Programm und mir diese Tour ermöglicht. Schnell und direkt geht es übrigens ab München und Hannover (2,5 Stunden) nach Kittilä mit fly-car.
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