Das Wesen des Wanderns
Genusswandern, das ist unser Ziel im WellSpa-Portal. Das passende Schuhwerk ist daher A und O. So haben wir einen Wanderschuh-Test gestartet.
Echte Wanderschuhe im Test mit einem „Flachland-Tiroler“ ob das gut geht…
Ich komme aus Norddeutschland, so wie meine Eltern und viele Genrationen vor ihnen. Mein Heimatort liegt nur knapp über Null. Daher ist mein Erbgut eher dahin gehend programmiert: auch beim größten Sturm standhaft zu bleiben, den direkten Weg zu wählen und Anhöhen besteigt man, wenn das Hochwasser kommt. Das Erklimmen der Deiche, sorgte vor ein paar Jahren bereits für beginnende Höhenkrankheit bei mir.
Lebensverändernde Erkenntnisse
In Norddeutschland geht man spazieren. Mit dem Kult „Wandern“ bin ich das erste Mal so wirklich in Berührung gekommen, als ich nach Süddeutschland gezogen bin – von den traumatisierenden Klassenfahrten in den Harz mal abgesehen, die ich zum Glück erfolgreich verdrängen konnte. Mein erster Ausflug in die Berge führte mich im Auto über die Schwarzwald Hochstraße – krasse Aussicht von oben, erdrückende Enge im Tal.
Als ich meiner süddeutschen Freundin davon erzählte, wie schrecklich ich es empfand, nicht so weit gucken zu können, weil die Berge immer im Weg sind, teilt sie mir etwas Lebensveränderndes mit: Die Süddeutschen steigen auf die Berge rauf, um in die Ferne gucken zu können.
Lernen aus Konsequenzen
Also gut, früher war so ein Aufwand zwar nicht nötig, um meine Aussicht zu genießen, aber andere Bundesländer – andere Sitten. So zog ich stolz hinaus mit meinen klobigen Schuhen, die ich im Internet gekauft habe, und ging nicht mehr nur spazieren, sondern erwanderte mir den Schwarzwald. Wandern soll ja unter anderem die Achtsamkeit auf uns, die Natur und die Schöpfung richten und bestenfalls soll man auch noch zur Ruhe kommen. Obwohl der Grundgedanke des Wanderns so ursprünglich, bodenständig und natürlich ist, so eine komplizierte Wissenschaft ist die Wahl des passenden Equipments.
Denn, dass Wanderschuhe nicht gleich Wanderschuhe sind, musste ich auf schmerzhafte Weise erfahren. Für kurze Touren mit leichten Abstiegen waren meine Wanderschuhe ganz bequem. Doch für längere Touren und viele Höhenmeter war diese Passform eine Katastrophe, wie ich auf dem Mittenwalder Klettersteig erfahren musste. Als ich so von der westlichen Karwendelgrube über Linderspitzen, Sulzleklammspitze, Kirchlspitze zum Brunnsteinanger kletterte und dann über ewig lange Schotterpisten über die Brunnsteinhütte wieder hinabstieg, merkte ich, wie sich langsam eine Lache in meinem Schuh bildete.
Ich hatte keinen richtigen Halt in den Schuhen und meine Zehen stießen die ganze Zeit vorne an den Rand. Das Ende dieses Abenteuers waren gestauchte blutige Zehen und eine bis zum rohen Fleisch aufgescheuerte Ferse – keine Achtsamkeit auf mich, die Natur und die Schöpfung, sondern vielmehr Schmerzen und den Wunsch, nie wieder Wandern zu müssen!
Rucke di guh, kein Blut mehr im Schuh!
Nachdem meine Füße wieder verheilt waren und mir meine wandernden Freunde versichert haben, dass Abstiege mit den richtigen Schuhen kein Problem wären, habe ich mich mit der Wissenschaft „Wander Equipment“ näher beschäftigt. Reiß- und scheuerfeste Hosen, atmungsaktive T-Shirts und natürlich komfortables Schuhwerk – ich könnte Stunden damit verbringen Rezensionen über Schuhe zu lesen und bin danach nur noch verunsicherter.
Damit ich nicht wieder so einen Reinfall wie mit meinen anderen Schuhen erlebe, durfte ich die Schuhe Durand Mid WP von der Marke Keen ausprobieren. Sie selbst haben sich zum Motto gemacht „create, play, care“ – schon mal ganz vielversprechend. Meine erste Tour mit meinen neuen Weggefährten auf Probe führt mich zu den Tschingelhörner des Sardona-Massivs in der Schweiz. Bereits beim Reinschlüpfen merke ich die Zehenfreiheit. Am Fuß wirken sie daher allerdings auch recht klobig. Egal, hier ist nicht das Aussehen entscheidend. Es geht also los über Stock und Stein. Größere Erschütterungen merke ich dank der stark rückfedernden, langlebigen PU-Zwischensohle nicht wirklich. Nach einigen Kilometern und dem Ausblick auf die rauen Felsmassive beginnt es zu regnen und der felsige Untergrund verwandelt sich in eine glitschige Angelegenheit.
Währe ich früher, nur noch wie auf rohen Eiern gelaufen, merke ich jetzt einen vertrauenserweckenden Grip unter den Sohlen. Später lese ich in der Beschreibung, dass das wegen der Zweizonen-Laufsohle so ist, die zwei unterschiedliche Gummi-Komponenten aufweist: zum einen die Maximierung des Grips im Randbereich und zur Minimierung des Verschleißes im Zentrum. Immer wieder wackele ich mit den Zehen und stelle zufrieden fest, dass nichts schmerzt und ich trotzdem einen angenehmen Halt habe, da das Fußbett des Schuhs anatomisch geformt ist, es mein Fußgewölbe unterstützt und es sich meinen Konturen anpasst. Als wir nach 4 Stunden wieder in Flims (unserem Urlaubsort fürs Wochenende) angekommen sind und ich die Schuhe ausziehe, sind mein Füße trotz Regen trocken und warm dank der wasserdichten und gleichzeitig atmungsaktiven Membran KEEN.Dry.
Meine Resümee: Meine Budapester in Lackleder finde ich zwar hübscher, aber für die Berge sind diese Schuhe eindeutig die bessere Wahl. Nach nun vielen Kilometern – egal, ob zur Gassirunde mit meinem Hund oder längere Wanderungen im Gebirge – bin ich noch immer blasenfrei.
Mit den Durand Mid WP von Keen werde ich nächstes Jahr bedenkenlos in mein neues Abenteuer „Alpenüberquerung“ starten, äh wandern.Â
Anreize schaffen
Nach dem ich nun also die anfänglichen Komplikationen der richtigen Montur beseitigt habe und ich heute ein Vorbild an wandernder Konformität darstelle, kann ich mich endlich auf das eigentliche Wesen des Wanderns konzentrieren. Dem Genuss der Natur und meiner hart erarbeiteten Aussicht. Doch es gilt noch einen weiteren Anreiz für mich, den ich entdeckt habe. Und das sind die Hütten, die eigentlich an jedem Wanderweg liegen. Hier gibt es meist ganz köstliches regionales Essen. Von Schwarzwälderkirschtorte über Käsespätzle, Maultaschen hin zum Rostbraten. Hätte man mir da früher von erzählt, wäre ich mit Sicherheit schon länger nicht mehr nur spazieren gegangen, sondern Wandern!
Wenn ich also heute durch meinen Hausflur gehe und dort meine Wanderschuhe und leichteren Trekkingschuhe stehen sehe, muss ich manchmal noch ein wenig schmunzeln, wenn ich mir überlege, wem diese klobigen, aber funktionellen bequemen Schuhe gehören und bekomme außerdem plötzlich Hunger auf Maultaschen mit geschmelzten Zwiebeln.
Offenlegung: Ganz herzlich möchte ich mich bei der Marke Keen bedanken, die mir diesen spannenden Wanderschuh-Test überhaupt erst ermöglicht hat.Â
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