Wellness auf hoher See
Hapag-Lloyd Cruises gilt als einer der führenden Anbieter von Kreuzfahrten im Luxus- und Expeditionsbereich im deutschsprachigen Raum. Im September 2017 begab sich das Flaggschiff, die MS EUROPA, turnusmäßig in die Werft in Hamburg, um sich zu ihrem 18. Geburtstag so richtig verwöhnen zu lassen. 16 Tage lang arbeiteten 850 Menschen von etwa 60 Gewerken an ihrem Outfit und das Ergebnis kann sich sehen lassen.
Sobald die „Lady“, wie sie von Kennern liebevoll genannt wird, aus dem Dock entlassen wurde, durfte ich mich im Oktober auf einer siebentägigen Reise von Hamburg nach Frankreich auf der Europa einschiffen. Unter dem Motto „ich bin lieber morgen schöner als gestern“ mache ich mich gleich im OCEAN Spa-Bereich vorstellig, der in den letzten Wochen komplett neu konzipiert wurde.
Hier dreht sich alles um Entspannung und Schönheit. Ich freue mich also auf Shiatsu, klassische Behandlungen wie Lymphdrainage oder Aromaöl-Massagen, exotische Techniken wie Lomi Lomi und Polynesia, Anti-Aging Treatments, BEWEI Vitalitätskonzepte sowie natürlich Sauna, Dampfbad, Infrarotkabinen. Besonders gelungen empfinde ich auch den lichtdurchfluteten Ruheraum, die Teelounge, die BABOR Beauty-Lounge und den freundlichen Empfangsbereich.
Am meisten begeistern mich die Thalasso-Bäder, denn in der brandneuen Wellnesswanne CARACALLA spürt man sofort die wohltuende Wirkung. Diese, auf den Körper abgestimmte Wanne, ermöglich mit 260 Wasserdüsen, 50 Luftdrüsen und 150 Lichtpunkten in acht wechselnden Farben ein außergewöhnliches Behandlungsspektrum von individuellen Intenisvmassagen bis zum persönlichen Verwöhnprogramm mit Produkten von THALGO. So genieße ich im Lauf der folgenden Tage – nicht nur – ein herrliches Algenbad mit 100 % reinen, natürlichen mikropulverisierten Algen. Nach diesem ersten, maritimen Powerpaket aus Vitaminen, Mineralstoffen, Spurenelementen und Aminosäuren, die mich remineralisieren und entspannen zugleich, fühle ich mich rundum fit für das, was auf mich sonst noch auf dieser ganz besonderen Reise erwartet.
Das Schiff legt ab, die Leinen los…
Nach einer Schiffsführung und dem Suitenbezug werden nun die letzten Besucher gebeten, von Bord zu gehen, denn die obligatorische Sicherheitsübung für Gäste und Crew steht auf der Tagesordnung. Ab jetzt spürt man freudige Aufbruchsstimmung! Am Lido-Deck werden köstlicher Champagner und leckere Canapées kredenzt, eine Dixieland-Live-Band gibt ihr Können zum Besten. Dreimal ertönt das Schiffshorn des Luxusschiffes, bevor es – entlang der wunderschönen Hamburger Kulisse vorbei an Elbphilharmonie, Hafen und den vielen winkenden Menschen – nach Rouen, der Hauptstadt der Normandie, in Richtung Sonnenuntergang in See sticht.
Sobald die Sonne hinter dem Horizont versinkt, beginnt ein vielfältiges, ausgewähltes Abendprogramm. Der Maître hat schon im Vorfeld einen Tisch im Europa Restaurant reserviert, in dem auch – in einer Tischzeit – die großen Galadiners abgehalten werden. Die Tischreservierungskarte findet man gleich beim Ankommen in der Suite. Alles ist perfekt organisiert, nichts wird dem Zufall überlassen. Grundsätzlich sollte man für den Abend immer Tischreservierungen vornehmen lassen, sowohl für das italienische Restaurant Venezia oder auch das Lido-Café, in dem man sowohl drinnen als auch im Freien sitzen kann, wie auch im Restaurant Dieter Müller, der als erste Sternekochlegende seit 2010 sein eigenes Gourmetrestaurant auf See hat und ca. 70 Tage im Jahr persönlich an Bord ist.
Der wahre Luxus auf See ist Raum
„Manche Gäste haben bereits ein Jahr auf der Europa verbracht“, erzählt Kapitän Mark Behrend. Ich glaube es gern, denn rasch ist mir klar, dass eine Kreuzfahrt auf diesem Luxusschiff alles andere als langweilig ist und auch meine anfängliche Sorge, dass ich bei so vielen Menschen am Schiff womöglich ein Platzproblem bekommen könnte, erweist sich als vollkommen unbegründet.
Genug privaten Raum gibt es auch in meiner Verandasuite. Sie ist großzügig in einen Wohn- und Schlafbereich unterteilt, auf meinem Balkon warten fein gepolsterte Deckchairs und eine Sonnenliege auf mich, im Badezimmer kann ich zwischen Dusche und Badewanne entscheiden. Die Europa bietet ausschließlich Außensuiten mit einer Größe von 27 bis zu 85 Quadratmetern, die überwiegend mit einem eigenen Balkon ausgestattet sind. 285 Crewmitglieder kümmern sich um maximal 400 Gäste, wobei zu betonen ist, dass viele der Suiten als Einzelkabinen gebucht werden. Das Schiff ist somit zwar ausgebucht, aber nie voll belegt. Darin liegt wohl der wahre Luxus und es verwundert daher nicht, dass die „schönste Yacht der Welt“ seit ihrer Indienststellung immer wieder Bestnoten erhalten hat.
Im Rahmen des Werftaufenthaltes wurde auch die ehemalige Galerie als Atelier in einen Multifunktionsraum für Vorträge und Sportveranstaltungen umgewandelt, in der Raucher-Lounge Havana Bar fühlt man sich fast nach Kuba versetzt, der Belvedere Club, das „Wohnzimmer“, erstrahlt in einem eleganten Farbkonzept. „Es gibt so viele Möglichkeiten, Gäste zu berühren“, so Behrend, ich kann ihm nur zustimmen. Die „Sprache Mensch“ ist ihm auch wichtig und er betont: „Die Routenplanung obliegt immer dem Kapitän, 100 Prozent gibt es nie, aber ich halte meine Passagiere auf dem Laufenden. Die Europa ist von 350 Kreuzfahrtschiffen weltweit das Schiff, auf dem man als Kapitän dem Gast am nächsten ist“.
Klassische Unterhaltung statt Saturday Night Fever
Wer sich auf der Europa Rambazamba erwartet, hat das falsche Schiff gebucht. Wer hingegen mit weltberühmten Künstlern und klassischen Konzerten etwas anfangen kann, fährt goldrichtig. Beim diesjährigen „Ocean Sun Festival“ trifft man an Bord etwa auf Alexander Krichel, der sich mit dem französischen Komponisten Ravel auseinandergesetzt hat, Jan Vogler als großen Interpreten am Violoncello, das Amaryllis Streichquartett sowie den Liedbegleiter Helmut Deutsch. Daniel Hope (Violine) und sein Ensemble begeistern in der Chapelle Corneille in Rouen und Christiane Karg (Sopran) entführt in Bordeaux gemeinsam mit Mitgliedern der Berliner Philharmoniker in den französischen Impressionismus. Der Schauspieler und Hörbuchsprecher Peter Reimer rezitiert lyrische Fundstücke von Busch bis Heine und Lydie Auvray präsentiert Walzer, Tangos und Lieder in französischer Sprache.
Optischer und tänzerischer Genuss hingegen ist die German Dance Sensation mit dynamischen Tanzshows. Für die perfekte Vorbereitung auf die jeweiligen Destinationen sorgt die Lektorin Martina Halm mit landeskundlichen Vorträgen. ZDF-Korrespondent Alexander von Sobeck-Skal gibt Einblicke in die Politik Frankreichs, Thomas Frankenbach (u.a. Buchautor „Somatische Intelligenz“), ist der Gesundheitsexperte an Bord. Der Ozeanpianist Wolfgang Kick begleitet in schönen Abendstunden, die Impulse Band wartet mit feiner Abendunterhaltung und angenehmer Tanzmusik auf. Alles kann sein, nichts muss sein: Manche Passagiere ziehen sich in ihre Suiten und Veranden zurück, andere schwimmen im Pool, laufen ihre Runden an Deck oder auf dem Laufband im Fitnessstudio, besuchen Pilates- oder Yogakurse, perfektionieren ihren Schwung am Golf Simulator, durchstöbern die Bibliothek, treffen sich zum Apéritif auf dem Bellevue Deck in der Sansibar, plaudern bei Kaffee und Kuchen im „Wohnzimmer“ der Europa, dem Club Belvedere, sehen in der Europa Lounge oder Gatsby Bar Künstlern beim Üben zu, Kinder toben sich im brandneuen Spielzimmer aus.
Landgang
601 Seemeilen und – je nach Wetterbedingungen – ca. 41 Stunden später erreicht die Europa Rouen, das von den Römern gegründet und vom Wikinger Rollo 911 zur Hauptstadt der Normandie erkoren wurde. Jeanne d´Arc endete in Rouen auf dem Scheiterhaufen und die Kathedrale inspirierte Claude Monet zu einigen seiner schönsten Gemälde. Lohnend sind auch die prächtigen Abteien entlang der Seine oder, flussaufwärts, malerische Orte wie Les Andelys und Giverny. Hier liegt auch die Grenze zum Département „ Île-de-France“, die Metropole Paris liegt nur 74 km südöstlich. Die Altstadt von Saint-Malo in der Bretagne hingegen lebt wie eh und je in stolzer Abgeschiedenheit hinter ihren Befestigungsmauern aus dem 12. Jahrhundert, auf drei Seiten von Meer und Hafen umgeben. Von hier aus überschaut man die Reihen von Häusern aus grauem Granit und das Meer. Vor dem Abschnitt zwischen dem Tour Bidouane und der Bastion Saint-Philippe reicht der Blick auf die ganze Smaragdküste entlang, während ganz in der Nähe die Inseln Grand Bé, Petit Bé und Cézembre sichtbar werden. Im Hauptbergfried gegenüber dem Place Chateaubriand lässt das Musée d´Histoire Saint-Malos Vergangenheit mit all seinen großen Seefahrern und –räubern wieder lebendig werden. Ausflugstipp: Der etwa 50 Kilometer von Saint-Malo entfernte Mont-Saint-Michel und seine Bucht gehören seit 1979 zum Weltkulturerbe der UNESCO.
Normandie & Bretagne
Die Bretagne ist berühmt für ihre Köstlichkeiten aus dem Meer. Bestellt man ein „Plateau de fruits de mer“, bekommt man eine Platte voller fangfrischer Krabben, Crevetten, Hummer, Austern und Strandschnecken, die auf einem Bett aus Eis serviert werden. Jeder Hafen in der Bretagne hat meist eine Spezialität vorzuweisen, seien es Langusten oder Jakobsmuscheln.
Mit ca. 150.000 Einwohnern, die sich selbst Brestois nennen, ist Brest nach Rennes die zweitgrößte Stadt der Bretagne. Brest hat eine bewegte Geschichte als Hafenstadt vorzuweisen und ist auch heute noch einer der bedeutendsten Häfen Frankreichs. Von dort gelangt man in einer guten Autostunde nach Concarneau, der Stadt der Kunst und der Geschichte sowie mehreren Versionen einer maritimen Ansicht, eine schöner als die andere. Auf einer 350 Meter langen und 100 Meter breiten Insel gelegen erkennt man sie an ihrem Glockenturm und dem Ziffernblatt der Sonnenuhr. Eine Brücke erschließt den Weg durch die Tore der Stadtmauern. Einst war Concarneau ein verschlafenes Fischerdörfchen, „seit dem Erscheinen des Krimis Bretonische Verhältnisse und seinem Protagonisten Kommissar Dupin ist der Tourismus um 70 Prozent gestiegen“, so die Reiseleiterin.
Rechtzeitige Planung
Man kann sich unschwer vorstellen, dass für eine Reise der Europa vor allem auch eines wichtig ist: die Planung. So wird zum Beispiel das Weihnachtsmenü bereits im Sommer geplant, lässt mich Hapag-Lloyd Hotelmanager Johann Schrempf wissen.
Auf meine Frage, wie denn etwa der Verbrauch für eine 10-Tages-Reise auf der Europa aussähe, bekomme ich folgende Antwort: 1.910 kg Fleisch, 1.385 kg Fisch, 24 kg Kaviar, 380 kg Lobster, 1.200 Stück Austern, 470 kg Reis, 340 L Eiscreme, 645 L Schlagobers, 1.180 L Milch, 320 kg Butter, 250 kg Käse, 7.550 Stück Eier, 120 kg Kaffee, 950 kg Mehl, 7.245 kg Obst, 5.260 kg Gemüse und Kräuter, 330 kg Wurst, 1310 Flaschen Wein, 720 Flaschen Champagner und Sekt, 2.360 Flaschen Bier, 8.380 Flaschen Wasser, 5.110 Flaschen Softdrinks oder 1.200 Rollen WC-Papier.
Von Anfang an gut betreut
Gabi Haupt ist als Leiterin Produktmanagement bei Hapag-Lloyd für vieles zuständig: „Von den Blumen, über die Gestaltung, das Geschirr, die Menüs oder das Entertainment, für die Preise und fürs Yield Management (Auslastung des Schiffes).“ Letzteres bedeutet, dass Haupts Bestreben ist, das Schiff zu füllen. „Es gibt viele intelligente Möglichkeiten, einen Impuls für eine Reise zu setzen. Und unsere Gäste vertrauen uns. So wird es zum 20. Geburtstag der Europa 2019 eine Jubiläumsreise geben und wir haben jetzt schon viele Vormerkungen für eine Reise, die weder jetzt schon buchbar ist, noch gibt es einen Preis oder eine Route.
Hapag-Lloyd Kunden wissen, dass wir etwas Besonderes machen werden. Aus diesem Grund ist es uns auch so wichtig, dass sich alle unsere Gäste, spätestens sobald sie an Bord kommen, wohl fühlen und vom ersten Moment umsorgt werden.“ Oft wird Gabi Haupt auch nach Ihrem Lieblingsziel gefragt. Mit leuchtenden Augen erzählt sie mir: „Ich muss sagen, dass wir gerade auf meiner Lieblingsroute unterwegs sind. Ich finde Europa traumhaft schön und das ganz besondere Flair, das Frankreich bietet.“ Et voilà!
Dieser Artikel entstand auf einer Recherchereise zu der unsere Redakteurin Astrid Steinbrecher-Raitmayr kostenfrei von HL-Cruises eingeladen war. Ihre Meinung bleibt davon unberührt.
Ich liebe ja Kreuzfahrten und finde, ich entspanne schon alleine dadurch, dass ich auf dem Meer bin und sich viele gute Geister so rührend um mich kümmern. Die MS Europa hat einen sehr guten Ruf; gefahren bin ich damit noch nicht. Route und Wellness-Angebot klingen beide sehr verlockend. Danke für den schönen Bericht!