Wilde Kaiserin auf der Kaiserkrone
Schroffe Felsen umrahmt von sanften Hügeln, versteckten Almhütten und einem kristallklaren See.
Treffender kann sein Name nicht sein: Wilder Kaiser – diese Anrede trägt das imposante und mächtige Gebirge im Herzen der Alpen. Und was passt besser zum Wilden Kaiser als die Kaiserkronen Genusswandern-Tour als Kaiserin 🙂
Bergdoktor, Adlerweg und die wilde Kaiserin
Warm kitzelt die herbstliche Sonne sanft meine Haut, als die Tour am Badesee in Going startet. Was mich erwartet sind ausgezeichnet markierte Wanderwege, ein Stückchen Adlerweg und ganz sicher eine der schönsten Regionen Tirols.
Going, direkt am Fuße des Wilden Kaisers, fast in einem Dreieck aus Salzburg (80km) – Innsbruck ( 80 km) und München (120 km) gelegen und bestens bekannt aus der ZDF Serie „Der Bergdoktor“.
Doch das ist eine andere Geschichte. Denn für mich geht es heute bergauf. Die Kaiserkrone wartet. Eine 3- 5 tägige Hüttenwanderung rund um das Bergmassiv Wilder Kaiser.
Ganz unbekannt ist mir diese Gegend ja nicht. Denn im vergangenen Sommer habe ich die andere Seite des Bergmassives Wilder Kaiser aus Sicht der Kaiserwinkl Region genauer unter die Lupe genommen. Von einer Adrenalinwellness Canyoning Tour, über´s Mountain-Biken und Paragliden über den Kaiser. Sogar eine Fahrt im Heißluft-Ballon durfte ich bereits als Winterwellness am Kaiser erleben.
Doch das alles ist Vergangenheit, heute geht es zum #Bloggerwandern oder auch #Genusswandern.
Genusswander-Etappenziel: Gaudimaus
Erstes Etappenziel Gaudiamushütte – oder wie uns andere Wanderer sagen, die Gaudimaushütte.
Bis dahin aber stehen einige Höhenmeter, Kilometer und faszinierende Ausblicke im Weg und möchten bewältigt werden. Wunderbar ausgeschildert folge ich nach einem kurzen Stückchen Forststraße 817 in Richtung Schleier-Wasserfälle.
Einmal duschen bitte im Regenbogen der Wassertröpfchen. Jeder Schritt hierher hat sich gelohnt.
Entlang von steil rechts neben mir in den Himmel ragenden Felswänden, die ein wahres Eldorado für Kletterer sind, mache ich eine lustige Entdeckung.
Mitten in der Natur befindet sich ein Häuschen 🙂
Offensichtlich sind hier so einige Menschen unterwegs.
Doch für Ungeübte ist diese Tour nichts. Trittsicherheit und ein gewisses Kontingent an Kondition sollte Voraussetzung sein.
Dann aber steht dem Bergvergnügen nichts mehr im Wege.
Heute ist leider kein „trockener“ Mittwoch
So mancher Höhenmeter ist gemacht bis ich auf 1.313 m die Obere Regalm erreiche. Nur an „trockenen“ Mittwoch, Samstag und Sonntag findet hier Frühstück am Berg statt.
Kein Problem, finden doch durstige Wanderer einen bestens mit Radler, Schorle und Bier präparierten Kühlschrank in der Garage der Hütte vor.
Auf der Sonnenterrasse treffe ich einige Gleichgesinnte, gemeinsames Kartenlesen auf der Suche nach dem richtigen Weg, nette Erlebnisse und der geteilte Genuss beim Blick auf faszinierendes Bergpanorama sorgt für gute Laune. Die Nationalität ist völlig egal. Es ist ein Kauderwelsch auf Deutsch, Englisch, Französisch und den Händen.
Irgendwie „kennt“ man sich. Ab 1000 Höhenmeter ist man eh per Du und so ist die Stimmung entspannt und gelöst.
Vorab war es etwas schwierig diese Information zu erhalten, welche Hütten auf dem Weg geöffnet haben. Daher mein Tipp, genügend Flüssigkeit und entsprechenden Proviant für eine Tagestour sind sehr sinnvoll.
Bergsteiger Grab mit Rundum-Blick
Weiter geht die Tour. Die Sonne lacht über strahlend blauem, tiroler Himmel. Saftig grüne Bergwiese und überall leuchten kleine und große fast weiße Felsen.
Es geht weiter bergauf. Das berühmte Bergsteigergrab auf dem Baumgartenköpfl ist mit seiner prominenten Lage auf 1512 m ein absolutes Muss. Hier oben fand der „Koasamuch“ seine letzte Ruhestätte.
Einfach auf der Bank platz nehmen und genießen. Schöner geht es kaum, als direkt unter dem Gipfelkreuz. Frech springen die Alpendohlen umher und lassen mich sehr viel Vorsicht beim essen meiner Semmel walten. Denn Angst oder Respekt haben die schwarzen Kerle nicht.
Bergsteigergrab – was ist das, wer liegt hier
Das Bergsteigergrab wurde eigenhändig vom „Wieser Much“ für seine eigene Grabstätte in den Fels geschlagen. Angeblich können sich Aältere Bergsteiger noch an die „Prozession“ mit dem Leichnam des Much von Going zum Baumgartenköpfl erinnern. Allerdings habe ich keine Zeitzeugen getroffen.
Bester Kaiserschmarren wartet
Für heute geht es über speckige Steine und knorrige Wurzeln nur noch bergab. Die Gaudiamushütte ist mein Ziel.
Wirtin Anni erwartet mich bereits und verwöhnt mich mit Kaspressknödel, Spinatknödel und einem riesigen Berg selbstgemachtem Kaiserschmarrn.
Kennt ihr die Geschichte, warum der Kaiserschmarrn, Kaiserschmarrn heißen soll?
Angeblich suchte Kaiser Franz nach einem ganz besonderen Dessert für seine Sissi. Beim Anblick wirkte diese nicht ganz glücklich, was den Gemahl zu der Aussage hat hinreißen lassen: „dann her mit dem Schmarrn, der Kaiser ißt ihn selbst.“
In wie weit es sich dabei nur um eine Legende handelt, ich kann es nicht sagen.
Ein kurzes Gewitter mit drei Tröpfchen Regen verwandelt den Himmel über den Berggipfeln in ein grandioses Farbenspiel. Bis zum Sonnenuntergang sitze ich draußen auf der Bank und genieße den Blick. Auch wenn ein spektakuläres Abendrot ausbleibt, der Ausblick ist wunderschön.
Geschlafen wird auf der frisch renovierten DAV Gaudiamus-Hütte im Bettenlager oder für alle die frühzeitig reserviert haben auch im Zweibettzimmer.
10 Uhr ist Hüttenruhe und fast jeder hält sich, nach einem Tag mit viel körperlicher Aktivität, auch gerne daran. Denn klar ist, Morgen früh geht es weiter und das wird sicher auch kein Spaziergang.
Tag zwei – ich möchte den Hintersteinersee sehen
Heute ist Tag des Duftes, zumindest empfindet meine Nase das so. Unzählige, verschiedenartige Düfte brennen sich in mein Hirn ein, verbinden sich mit den erlebten Bildern und lassen mich träumen.
Frisch und klar – startet der Tag
Die Berggipfel verfärben sich langsam von der Morgensonne angestrahlt, rot. Es duftet einfach frisch und rein. Also dann, Start frei für die zweite Etappe.
Und die hat es gleich zu Beginn in sich, denn durch das Klamml – eine Spalte nahe dem Klettersteig, Wildes Schloss, geht es gut 400 Höhenmeter hinauf. Klettern über Felsen, Eisenleitern und Eisen verlangen mir ein bisschen was an Kondition und Balance ab. Denn der Rucksack hat so einiges an Gewicht.
Panorama Gruttenhütte
Allerdings entlohnt der Ausblick. Oben angekommen öffnet der Berg sein Panorama bis zur Gruttenhütte, die in traumhafter Lage auf einem Felsvorsprung thront. Offenbar völlig angstfrei springt eine dreiköpfige Gämsenfamilie an mir vorbei.
Eine Apfelsaftschorle – zu definitiv überhöhtem Preis – ist die Belohnung.
Ab jetzt heißt es ein paar km auf einem breiten Fahrweg gemütlich bergab gehen. Schön ist der Weg nicht, doch der Ausblick hat es wirklich in sich.
Wunderbar mit gelben Schildern markiert, schlägt sich der Weg schmal und abwechslungsreich nach rechts oben.
Mitten durch den Wald und meine Nase erfährt den Duft des warmen, weichen Waldbodens. Wahrlich über Stock und Stein führt mein Weg. Zirben, Kiefern und vereinzelt auch Laubbäume spenden Schatten.
Schlängelt sich mein Pfad über spektakuläre Geröllfelder, die den Murenabgängen geschuldet sind, wird der Duft plötzlich ganz anders. Hart, steinig und fast scharf wird er plötzlich. Bevor ich schlagartig auf einer Alm stehe und von warmen Heuduft und Kühen empfangen werde.
Wildromantisch mit ordentlich Pfeffer im Hintern
Eigentlich könnte das der perfekte Ort für eine gemütliche Pause sein. Die unbewirtschaftete Hütte und der fast zerfallenen Stadl muten fast wildromantisch an. Wenn da nicht die Herde Jungbullen wäre.
Mit einem etwas mulmigen Gefühl überquere ich zügig aber ohne Hektik die Kaiser Hochalm, als ich plötzlich hinter mir rasendes Hufgetrappel wahrnehme. In unglaublicher Geschwindigkeit donnert einer der Jungbullen auf ein gemütlich in der Sonne liegendes Päarchen zu. Schreiend springen diese auf und das Vieh schnappt sich das ausgezogene T-Shirt. Springt wie ein Zirkuspferd mit dem Hemd im Maul durch die Gegend und scheint sichtlich Spaß am verschlingen des grünen Stofffetzens zu haben. Die Aufmerksamkeit der gesamten Herde ist geweckt und im Hand um drehen ist das aufgeschreckte Päarchen umringt von knapp 10 Tieren.
Glücklicherweise wollten sie aber nur spielen, niemand wurde verletzt und das zerkaute Shirt konnte unter Sachschaden abgetan werden.
Für mich aber ein weiteres Beispiel, das bei freilaufenden Tieren einfach immer Vorsicht geboten ist. Ganz besonders, wenn es sich um Jungbullen oder Muttertiere handelt.
Bilder oder gar Video gibt es nicht von dieser Situation, denn die Sicherheit stand für alle Beteiligten an oberster Stelle.
Adrenalinwellness des Tages
Das war eindeutig meine Portion Adrenalinwellness für den Tag. Mehr brauchte ich wirklich nicht. Da war mir die nächste Station, die Steiner Hochalm (1.257 m) deutlich lieber in Sachen Entspannung.
Die Bäuerin verköstigte mich mit frischer Buttermilch und der Bauer spielte zu seinem tiroler Gesang munter die Harfe. Amüsant, und das noch dazu mit traumhaftem Ausblick über den Hintersteinersee. Angeblich handelt es sich hierbei nicht nur um mein heutiges Etappenziel, sondern auch um Tirols schönsten Bergsee. Wie auch immer, in jedem Fall ist er sehr impossant. Türkis grün liegt er auf knapp 882 Höhenmetern oberhalb von Scheffau.
Sehen ist das eine, erreichen das andere. Habe ich es mir doch in den Kopf gesetzt die klassische 3 Etappe von der Steiner Hochalm über die Walleralm gleich an Etappentag 2 anzuhängen 🙂
Somit geht es wieder über Stock und Stein auf schmalen, wunderschönen Wegen. Nur geringe Höhenunterschiede machen es einfach, die doch gut 16 Km Strecke nicht zu anstrengend werden zu lassen.
Immer mal wieder heißt es anhalten und dem „Gegenverkehr“ platz machen. Der Spruch eines Wanderers brachte mich zum schmunzeln, als er feststellte… „ohne den Wurzelsteigerführerschein darf man diese Strecke nicht begehen.“
Rollen ins Tal geht immer
Nach insgesamt 6 Stunden Wandern mit gemütlichen Pausen erreiche ich die Walleralm. Auf nur noch 1199 m ist sie offenbar ein beliebtest Ausflugsziel für Tagestouren. Über eine breite Forststraße lässt sie sich auch problemlos vom Hintersteinersee in ca 11/2 Stunden erreichen. Selbstbedienung ist hier angesagt und mein großer Favorit sind die selbstgemachten Kuchen. Riesige Stücke und einfach nur lecker zu einem völlig vernünftigen Preis. Topfen-Heidelbeer-Kokos lacht mich sofort an.
Gut, dass ich fast nur noch ins Tal „rollen“ muss. Am westlichsten oder auch hintersten Zipfel des Hintersteinersees liegt die Pension Meyer.
Mein Ziel der Tagesetappe – der Hintersteinersee – Tirols schönster See
Dank des warmen Sommers ist mein kurzer Sprung ins kühle Nass einfach nur angenehm und erfrischend. Kristallklar spiegelt sich das grau-weiße Bergpanorama fast kitschig im See. Durch unterirdische Quellen gespeist ist das Wasser von bester Qualität. Eine Sicht bis auf gut 10 Meter in die Tiefe ist somit machbar. Doch für mich heißt es neben schauen auch das kühle Nass spüren.
Eine große Portion Topfen-Marillen-Knödel sind richtig köstlich, frisch mit Liebe gemacht und gehören für mich zu einer solch schönen Bergtour einfach dazu.
Gemütlich mit dem Bergdoktor
Ein gemütliches Komfortzimmer, lässt mich abends sogar noch eine Folge „Bergdoktor“ schauen. Irgendwie passend, wo ich doch vorgestern noch live beim Bergdoktor –Fantag in Going dabei war.
Ok, ich oute mich. Ja, ich schaue den Bergdoktor und genieße die tolle Kulisse des Wilden Kaisers in der die Serien gedreht wird.
Auch wenn ich persönlich diesen Fanrummel nicht mag, ob Traktorfahrt zum Bergdoktorhaus oder auch Fanwochen mit den Stars, die Region vermarktet sich mit Hilfe dieser Serien wunderbar. Und offensichtlich trifft es ja auch den Zahn der Zeit und die Wünsche der Gäste und Zuschauer. Somit von mir, Daumen hoch für wunderbare Ideen.
Aber egal, wie man dazu steht, für mich ist klar. Die Region Wilder Kaiser bietet faszinierende Natur, tolle Möglichkeiten Genusswandern und Bloggerwandern zu erleben.
Jeder wie er mag und Möglichkeiten gibt es von Ellmau über Going, von Scheffau bis Söll einige.
Und eines kann ich nur ganz stark hoffen. Es wird nicht meine letzte Reise in diese traumhaft schöne Region sein, denn es gibt noch so viel zu entdecken.
Ganz herzlichen Dank an die Region Wilder Kaiser, die mir mit Ihrer Einladung diese tolle Tour ermöglicht hat. Es war wirklich spektakulär schön. Danke
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Wandern ist ein echtes Wellness-Hobby geworden…
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In wenigen Wochen fahren wir in unseren wohlverdienten Sommerurlaub am Wilden Kaiser. Wir wollen auch eine ausgedehnte Wanderung machen und der Hintersteinersee hört sich nach einem wirklich tollen Ziel an. Mir war gar nicht bewusst, dass der See durch unterirdische Quellen gespeist wird und das Wasser dadurch sehr klar ist. Ich bin gespannt, wie der See live aussieht.
Genieß Deinen Wanderurlaub, es ist eine wunderschöne Gegend.
Live ist es wirklich nochmal eine Nummer schöner 🙂