Ungewöhnlich Übernachten in Nürnberg mit allen Sinnen
Genussreisetipps für Nürnberg mit allen Sinnen gefällig? Dann nehme ich euch mit in Sachen ungewöhnlich Übernachten auf der Kaiserburg, sinnliche Momente im Turm spüren oder unterirdische Augenblicke mit Bier zu erleben. Auch kulinarisch werden die Sinnesrezeptoren angesprochen.
Ungewöhnlich Übernachten in Nürnberg und noch ein bisschen mehr für alle Sinne
Sehenswürdigkeiten? Kann jeder! Wir machen das mal anders. Ich will Sinneswürdigkeiten erleben und habe mir dafür Nürnberg ausgesucht. Eine Stadt, die viel zu schade dafür ist, dass man sie nur aus den Verkehrsmeldungen im Radio kennt. Zwei Tage lang bin ich hier, und die möchte ich mit allen Sinnen erleben.
Nürnberg, oder wie der Nürnberger sagt „Nämbech“, ist nach München mit etwa 540.000 Einwohnern die zweitgrößte Stadt Bayerns. Als freie Großstadt gehört sie zum Bezirk Mittelfranken. Zentral gelegen und heute einfach via Autobahn und ÖPNV zu erreichen, prägte früher die dunkelste Zeit der Deutschen Geschichte die Stadt. Als Mahnmal steht das Reichstagsgelände mit seiner wuchtigen Kongresshalle auf dem riesigen Areal des Zeppelinfeldes.
Wer möchte kann die Geschichte der Stadt hautnah erleben. Für mich stehen andere, teilweise ungewöhnliche und ganz besondere Sehenswürdigkeiten auf meiner EntdeckerTour durch die fränkische Stadt.
Turm der Sinne: Die Reise ins Ich
Als Start dazu ist der Turm der Sinne perfekt. Offiziell ist das ein wissenschaftliches Museum – aber das klingt viel trockener, als es ist. Eigentlich nimmt er in der Museumswelt eine Sonderstellung ein. Es ist ein Mit-mach-Museum. Geeignet in jedem Fall ab der Grundschule und auch später hat man so einigen Spaß, begibt man sich auf eine Sinnesreise durch die Welt der Täuschung und des Erlebens.
Der Turm gehört zur historischen Stadtmauer, und hier drin kann ich Ebene für Ebene mein eigenes Erleben erforschen. Da fesseln zum Beispiel optische Täuschungen meinen Blick: Ist da nicht ein Gesicht zu sehen auf diesem Bild an der Wand? Oder sind es nicht doch nur kunterbunt zusammengewürfelte schwarze Striche….? Und da, die Grafik daneben: Tauchen da nicht wie aus dem Nichts schwarze Punkte auf, wo zuvor nur weiße Striche waren…?
Balance-Übung für Erwachsene
Diese beiden und eine Reihe weiterer optischer Experimente verwirren mein Auge. Aber: Da ist ja noch viel mehr. Zum Beispiel die Wirkung des Auges auf den Gleichgewichts-Sinn. Stell Dir vor, Du stehst auf einem Bein vor einer Wand, die mit senkrechten Linien – wieder schwarz und weiß – bemalt ist. Und dann schiebt jemand diese Wand zur Seite. Glaubst Du, Du kannst locker stehenbleiben? Wer jetzt intuitiv Ja sagt, ist herzlich eingeladen, sich im Turm der Sinne selber davon zu überzeugen, wie schwierig das ist. Meine liebe Kollegin Naninka und ich können jedenfalls bestätigen: Es ist eine Herausforderung.
Die magische Orgel
Leicht aus der Balance geht es weiter auf der Reise durch die anderen Sinne. Fürs Ohr gibt es hier beispielsweise eine unendliche Tonleiter. Eine Art elektronische Orgel, die Tasten sind im Kreis angeordnet. Wer sie der Reihe nach drückt, wird immer weiter in die Höhe oder in die Tiefe kommen. Eigentlich unmöglich, denn: Müsste nicht ein Sprung kommen, wenn man wieder am Ausgangspunkt ist? Nein, da kommt kein Sprung. Und wie so vieles hier im Turm der Sinne zeigt mir auch dieses Experiment: Erstaunlich, was der Kopf so alles macht mit der Welt.
Ein sinnliches Ganzes
Auch die verbleibenden Sinne werden gefordert. Zum Beispiel das Tasten. Da gibt es verschiedene Oberflächen zu berühren – rau und glatt. Und wenn beide Hände hinterher den gleichen Gegenstand berühren, scheint der aus zwei verschiedenen Materialien zu bestehen. Verrückt? Nein, ganz menschlich… Um den Geschmackssinn zu testen, darf ich verschiedene Stäbchen durchprobieren. Die sind zum Beispiel sauer oder bitter in reiner Form. Dann noch ein paar Riechproben gefällig? Kampfer, Jasmin, Vanille: Das und noch einiges mehr gibt es hier zu erschnuppern. Wer danach noch Lust auf eine sportliche Herausforderung hat, der kann mal probieren, wie leicht es ist, einen Tennisball durch einen Ring zu werfen, wenn er dabei eine schiefe Brille trägt… Du merkst: Das alles klingt ebenso interessant wie amüsant. Wenn Du es mal selber erleben möchtest: Am besten telefonisch reservieren! Der Turm ist eng, deshalb ist die Besucherzahl auf 30 Personen begrenzt.
Unterirdische Erfahrung der Sinne in den Felsenkellern
Apropos eng… Da gibt es in Nürnberg auch noch einen anderen richtig spannenden Ort – die Felsengänge!
Tatsache ist: Weite Teile der Altstadt sind unterkellert. Genutzt wurden die Gänge und Gewölbe nicht nur als Bunker, sondern vor allem von den Brauereien, und das schon seit dem Mittelalter. Einen Teil davon kann man auch heute noch besichtigen, wenn man sich einer offiziellen Führung anschließt.
Geschichte und Gefühl in Nürnbergs Unterwelt
Was dann beginnt, ist eine beeindruckende Zeit unter der Erde. Die vielen historischen Fakten, die der Guide erklärt, sind interessant, ja. Aber das eigentlich besondere an diesen eineinhalb Stunden ist das eigene Erleben. Die besondere Stille ohne die Geräusche der Welt. Das seltsame Gefühl, das sich einstellt, wenn man an der Wand das Wort „Gasschleuse“ liest und weiß: Ja, das ist alles echt – hier haben während des Kriegs Menschen um ihr Leben gebangt. Auf der anderen Seite ist das hier aber auch ein Ort, der viel mit Lebensfreude zu tun hat.
Stichwort Bier! Der freundlich grinsende Kellerführer weiß zu berichten, dass es in Nürnberg bis ins 19. Jahrhundert ein Gesetz gab, demzufolge stillende Mütter täglich 3,5 Liter Bier zu bekommen hatten. Das hatte zwar seinerzeit eher mit der Hygiene zu tun als mit dem Alkohol, tut aber den Fakten keinen Abbruch. Denn: Nürnberg war schon im Mittelalter eine große Stadt, das viele Bier dafür musste gebraut und gelagert werden – und dazu gab’s eben die Keller tief im Sandstein. Ich gehe durch schummrige Gänge, steige treppauf und treppab, spüre die knapp zehn Grad: Die Temperatur ändert sich hier unten im Jahresverlauf kaum… Und ich denke mir: Nein, es ist nicht bedrückend hier unten, aber sehr besonders.
Und sagen wir so: Der rustikale Humor des Kellerführers ist auch eine Erfahrung der besonderen Art. Ob man’s mag, bleibt jedem selber überlassen…
Kurios, ungewöhnlich Übernachten auf der Kaiserburg
So viel zum Tag. Aber wie übernachte ich stilecht auf so einer Erlebnistour? Meine Wahl fällt auf die Jugendherberge. Das klingt für Weltgewandte und Weitgereiste sicher schräg, ist aber ganz ernst gemeint.
Ungewöhnlich Übernachten, zugegeben inzwischen zu einem lieben Hobby meinerseits geworden und so suche ich nach allem was die Nacht zu einem Abenteuer werden lässt. So einiges an skurrilen Übernachtungsmöglichkeiten gibt es in Bayern. Mal ist es eine Nacht im Knast, mal das Baumhaus und wenn es mal ein bisschen weiter sein darf… dann heißt es: Kurios, einzigartig und ungewöhnlich Übernachten
Denn: Die Jugendherberge liegt direkt in der Burg – zentraler geht nicht. So schlafe ich in historischen Mauern, fühle mich wie ein Burgfräulein – und dass ich jetzt eine Jahresmitgliedschaft bei den deutschen Jugendherbergen habe, ist zumindest lustig, wenn nicht vielleicht sogar mal praktisch. Ungewöhnlich übernachten – und das stilvoll. Die Zimmer hier in der Burg sind zwar nicht besonders groß, dafür aber modern ausgestattet und top gepflegt. Und erst der Blick: fürstlich, wie es sich für die einst reichste Stadt Deutschlands gehört… Übrigens: Wer seine Sinne noch ein bisschen verwirren will, der kann abends an der Bar fertig gemixte Cocktails aus der Dose probieren. Mai Tai, Long Island Ice Tea und Co. gibt’s zu humanen Preisen.
Kulinarische Erlebnisse in Nürnberg
Raubritter im Keller
Womit wir dann wieder beim Geschmackssinn wären. Ich finde ganz grundsätzlich: Essen und Trinken gehören wesentlich dazu, wenn ich eine Sinnes-Tour unternehme. Für Nürnberg habe ich da zwei Tipps aus eigener Erfahrung. Wer nochmal in den Untergrund abtauchen mag, kann das im Kellerlokal Raubritter tun. In einem alten Gewölbe gibt’s fränkische Hausmannskost von den Bratwürsten bis hin zum kompletten Rittermahl. Ich hab das Schäufele probiert, das hier mit Blattgold serviert wird. Das Edelmetall ist geschmacklich neutral, aber optisch nett. Und der Rest des Gerichts schmeckt wunderbar. Danach dann noch Eis mit heißen Himbeeren? Wer’s allein nicht schafft, kann ja teilen…. Besonders gefallen hat mir die Atmosphäre des Kellers mit seinem rohen Gewölbe, dem dunklen Holz – und Bedienung Katja hat viel Humor und Geduld mit Ritter-Azubis.
Räucher-Aroma im Posthorn
Wer’s ein wenig gehobener haben möchte – sowohl geografisch als auch im Hinblick auf die Speisekarte -, der kann zum Beispiel ins Goldene Posthorn gehen. Wer’s mag, sitzt im ersten Stock mit deutlichem Rauch- Aroma vom Buchenholzgrill. Von diesem Grill kommen die klassischen Bratwürste. Dazu Sauerkraut und Kartoffel-Gurken-Salat, bodenständig und lecker. Ebenfalls auf der Karte: das traditionelle Essigbrätlein mit butterzartem Fleisch und markantem Lebkuchen-Aroma. Je nach Jahreszeit bietet das Haus auch Spargel oder andere Köstlichkeiten der Saison. Nach dem Essen bin ich sanft geräuchert, satt und habe ein Lächeln auf den Lippen.
Liebe Katja,
das sind ja super Tipps und tolle Fotos aus Nürnberg. Ich war als Kind oft dort und seitdem nicht mehr. Ich glaube, das muss ich mal ändern. Und die Jugendherbergen bieten oft so tolle Übernachtungen. Wir haben zuletzt im Westturm auf der Nordsee-Insel Wangerooge geschlafen – auch eine Jugendherberge.
Liebe Grüße
Gela
Liebe Katja,
wie schön, Nürnberg einmal abseits der normalen Touristenpfade, auf eine ganz andere Art kennenzulernen. Besonders gut, hat mir die Idee für die Übernachtung auf der Kaiserburg gefallen. Super, dass muss ich auch unbedingt einmal machen. Ist bestimmt spannend und neuartig zur gleichen Zeit. 🙂
Danke dir für den tollen Artikel.
Viele liebe Grüße
Kathi
Kuriose Sachen hast du da erlebt. 😀 So kannte ich Nürnberg auch noch nicht. Und witzigerweise war ich ausgerechnet heute im Otto-Bock Science Center in Berlin und dort stand auch so ein Männlein (Homunculus) rum. Musste gerade so lachen als ich deinen Nürnberger Homuncolus gesehen habe.
Um deine Jahresmitgliedschaft bei den deutschen Jugendherbergen beneide ich dich nicht. 😉 Aber die Location für eine Jugendherberge ist schon nicht schlecht.
LG Daniela
Hallo Katja,
das ist einmal ein ganz anderer Eindruck von Nürnberg! Die Felsenkeller würden mich auch sehr interessieren und natürlich das Eis mit Himbeeren 😉 Dein Artikel liest sich super und hält so viele neue Eindrücke bereit, dass ich gerne auch wieder nach Nürnberg fahren möchte. Besonders gut hat mir bei meinem letzten Besuch die Altstadt gefallen, samt Weihnachtsmarkt.
Liebe Grüße,
Kuno
Liebe Katja, den Ausdruck „Sinneswürdigkeiten“ muss ich mir merken – ein wirklich schönes Wort, das vor allem auch zu Genussreisen passt. In Nürnberg war ich leider bis jetzt noch nicht, ich möchte es aber unbedingt mal besuchen. Deine genialen Tipps für Nürnberg sind echt sehr speziell, muss ich mir unbedingt auf meinem Pinterest Board für Deutschland merken 🙂 LG, Anita
Hallo Katja,
ich habe einige Jahre in Nürnberg gelebt und bin immer mal wieder dort; oft aber um was zu erledigen und viel zu selten, um mir was anzuschauen. Die Felsenkeller und die Jugendherberge kenne ich natürlich, aber den Turm der Sinne nicht; der lohnt sicher für einen der nächsten Besuche!
Danke fürs Mitnehmen in eine meiner Heimatstädte, mit diesem anderen Blickwinkel.
Liebe Grüße
Barbara
Liebe Katja, das klingt echt total spannend, vor allem der erste Part. Ich hab e so Probleme mit dem Gleichgewicht. Jugendherbergenambiente ist nicht mehr so mein Ding, die Raubritter auch eher weniger, dafür klingt das Goldene Posthorn sehr gut. Ganz leibe Grüße aus Salzburg, Claudia
Hallo Katja,
ich muss zugeben, dass ich selbst noch nie in Nürnberg war, aber nach deinem Artikel muss ich das unbedingt einmal nachholen! Tolle und vor allem außergewöhnliche Tipps, die du hier vorstellst. Vor allem der Turm der Sinne klingt echt spannend und ein bisschen verrückt, da wär ich auf jeden Fall gespannt drauf.
Liebe Grüße,
Jessi
Hallo Katja,
ich muss schmunzeln, weil ich erst im Sommer in Nürnberg war und bestimmt wieder hinfahre! Die magische Orgel würde ich gerne selbst spielen und wer weiß, vielleicht schaffe ich es auch?!
Danke für deinen Post. Er klingt doch sehr anders als meiner über die kulinarischen Tipps!
Liebe Grüße,
Alex.
Schade, dass Nürnberg so weit weg ist. Deine Erlebnisse sind mal wieder einzigartig. Danke, dass du sie mit uns geteilt hast. Vielleicht haben wir bald mal die Möglichkeit nach Nürnberg zu fahren.
Liebe Lisa,
freut mich, wenn ich dich mitnehmen darf.
Liebe Grüße
Katja
Der Turm der Sinne klingt ja schräg. Das würden wir auch gerne mal ausprobieren. So eine Übernachtung auf der Burg hat sicher etwas, wenn wir auch sonst nicht in Jugendherbergen übernachten. Aber Schlafen in historischen Gemäuern hat schon was!
Danke für die tollen Tipps, Katja.
Liebe Grüße,
Monika und Petar
Liebe Monika,
schräg ist es in manchen Teilen ganz sicher. Aber auch sehr sinnlich im Sinne von spannend und erlebend.
Nürnberg… da war ich noch nie, aber dein Artikel zeigt mir, dass ich das mal nachholen sollte. Die Altstadt sieht ja wirklich bezaubernd aus und ein Besuch im Turm der Sinne fänd ich auch spannend.
Liebe Grüße
Nicole
Hey Katja,
Wow was für tolle Tips! Die klingen echt alle super, vor allem das Übernachten in der Burg ist ja der Knaller! Bin bald in Nürnberg, dein Beitrag wird direkt abgespeichert 🙂
Lieben Gruß
Hallo Franzi,
dann lass mich wissen, wenn du da warst und wir können unsere Berichte miteinander verlinken 🙂
Liebe Grüße
Katja
Sehr schöner Bericht über die Burg in Nürnberg. Vor allem die Felskeller würde ich auch gerne einmal sehen. Deine Tipps habe ich auf alle Fälle für meinen nächsten Nürnberg Besuch abgespeichert.
glg aus Ecuador
Hallo Katja,
wie du solche Orte nur immer findest ist mir ja wirklich schleierhaft. Auf jeden Fall machst du einen super Job, es sieht echt aussergewöhnlich und interessant aus.
Liebe Grüße
Victoria
Hallo Victoria,
vielen lieben Dank für das schöne Kompliment. Ich bemühe mich weiterhin 🙂 und freue mich, wenn es dir gefällt.
Liebe Grüße
Katja
Liebe Katja, was für ein toller Blog!!
Ich werde Dir als Fan treu bleiben! Bin total begeistert!
Mach weiter so!! 🙂
Alles Gute und Liebe von Tanja
Hallo,
toller Artikel. Als geborene Nürnbergerin, die aber nicht mehr dort lebt, fahre ich alle paar Wochen mal in die Heimatstadt. Mittlerweile erlebe ich die Stadt mehr aus den Augen des Besuchers. Den Turm der Sinne habe ich auch schon auf meine Agenda geschrieben – ich bin jetzt umso mehr gespannt darauf. Neulich waren wir mit unserer Fotogruppe für ein WE in Nürnberg. Es war so schön, dass alle gesagt haben, da müssen wir unbedingt mal wiederkommen. Ich habe auf meinem Blog über dieses Wochenende berichtet. Es gibt dort auch einige Tips was man in Nürnberg alles so erleben kann. Vielleicht sieht man sich ja mal??
Liebe Grüße